Kaiser Franz Joseph I. (geb. 1830, reg. 1848-1916)
Im Zuge der Revolution von 1848 dankte Kaiser Ferdinand I. ab. Mit 18
Jahren übernahm Franz Joseph die Regierung.
Er war schmächtig, gut gebaut, ein guter Tänzer, klug, ohne Phantasie, liebte
Uniformen und militärischen Drill. Er regierte absolut, sah sich als Vertreter
Gottes auf Erden. Für ihn war die Armee der Zusammenhalt des großen
Habsburgerreichs, in dem die vielen Völker nach Selbständigkeit strebten.
Gefühle zeigte er nicht, nur Pflichtbewusstsein und Härte.
Wien war damals eine aufblühende Stadt, kulturelles, wirtschaftliches und
wissenschaftliches Zentrum eines Vielvölkerstaates (später ca. 49 Millionen
Einwohner). Wien wurde zu seiner Zeit eine der bedeutendsten Städte der
Welt: Ringstraße, berühmte Wissenschafter, Ärzte, Künstler.
Seine Zeit war voll von Neuerungen und Umwälzungen - Industrielle
Revolution. Er sträubte sich gegen Technik, gegen Neues (auch in der
Armee). Einer seiner Lehrer war Metternich: keine Revolution, kein
Nachgeben, kein Liberalismus, Festhalten am Absolutismus.
Nach den verlorenen Schlachten von Solferino (1859 - Verlust der
Lombardei - danach kam es zur Einigung Italiens) und Königgrätz (1866 -
gegen Preußen, Verlust des Einflusses in Deutschland) musste der neue
Kaiser dem Volk mehr und mehr Rechte einräumen und den Nationalitäten
mehr Freiheiten geben.
1853 heiratete Franz Josef die sechzehnjährige Elisabeth von Bayern, Sisi
genannt. Sie war lustig, lebensfroh, naturverbunden, musste sich jedoch
dem starren Hofzeremoniell in Wien fügen. Sisi fühlte sich in Wien wie in
einem goldenen Käfig, flüchtete in eine Phantasiewelt, reiste viel und trieb
Kult mit ihrer Schönheit. Franz Joseph liebte sie sehr, arbeitete aber ständig,
zeigte kaum Gefühle, versteckte sich hinter seinen Akten, Uniformen und
dem Zeremoniell.
Neben den politischen Rückschlägen erlitt Franz Joseph viele persönliche
Rückschläge:
•
Hinrichtung seines Bruders Maximilian als Kaiser von Mexiko
•
Selbstmord seines Sohnes Rudolf (Tragödie von Mayerling, wo er sich
und seine Geliebte erschoss)
•
Ermordung von Sisi am Genfer See
•
Ermordung des Thronfolgers Franz Ferdinand (1914 in Sarajewo,
Beginn des Ersten Weltkriegs)
Er regierte 68 Jahre lang und galt für viele als
Vaterfigur. Eine Stütze fand der Kaiser in seiner
Freundin, der Burgschauspielerin Katharina Schratt.
Franz Joseph wohnte in der Wiener Hofburg
(Winter) und in Schloss Schönbrunn (Sommer).
Seine Sommerferien verbrachte er in der Kaiservilla
in Bad Ischl. Er lehnte jeden Luxus ab und schlief in
einem einfachen Feldbett.
Der Kaiser musste den Untergang der Habsburgermonarchie erleben. Er
starb 1916 mitten im Ersten Weltkrieg. Sein Nachfolger wurde Kaiser Karl I.
(1916-1918). Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs 1918 zerfiel das
Habsburgerreich in seine Nachfolgestaaten.
Das 19. Jahrhundet im
Überblick
Kaiser Franz Joseph I.