Ettore Tolomei und die Italienisierung Ettore Tolomei (1865-1952), ein extremer Nationalist und Vertrauter Mussolinis, verkündete 1923 sein 32 Punkte umfassendes Italienisierungsprogramm. Die deutschsprachigen Südtiroler sollten mit allen Mitteln zu Italienern gemacht werden. Dafür sah Tolomei zwei Möglichkeiten – Absorbierung oder Aussiedlung. Zu seinen Maßnahmen zählten: • Vereinigung Südtirols und Welschtirols (Trentinos) in einer Provinz mit Trient als Hauptstadt • Verwendung des Italienischen als Amtssprache • Entlassung der deutschsprachigen Beamten bzw. Versetzung in die alten italienischen Provinzen • Verbot des Namens „Südtirol“ und „Deutsch-Tirol“ • Italienisierung der deutschen Ortsnamen, der Straßen- und Wegbezeichnungen, der öffentlichen Aufschriften und der deutschen Familiennamen • Großzügige Förderung der italienischen Sprache und Kultur • Errichtung italienischer Kindergärten, Volksschulen und Mittelschulen Dieses Programm wurde auch in den folgenden Jahren Schritt für Schritt verwirklicht. Am Ende stand die Option im Jahre 1939. Schon 1916 veröffentlichte er ein Werk mit der Übersetzung von rund 10.000 Orts- und Flurnamen. Es waren sehr oberflächliche Übersetzungen, oft ohne Kenntnis der etymologischen Bedeutung des deutschen Namens. • Manchmal wurde der deutschen Bezeichnung nur eine italienische Endung angehängt • Bei manchen Orts- bzw. Flurnamen bestanden schon italienische Bezeichnungen (Bsp. Bolzano für Bozen, Vipiteno für Sterzing, Egna für Neumarkt) • In anderen Fällen ging er von urkundlich erwähnten lateinischen und spätlateinischen Bezeichnungen aus und italienisierte diese (z. B. Appiano aus Castrum Appianum für Eppan, aus Gschlier Casteliere etc.) • Wiederum in anderen Fällen übersetzte er die deutschen Ortsnamen einfach wörtlich ins Italienische (z. B. Mezzaselva für Mittenwald) • Namen mit Dorf, Schloss, Schneide, Berg, Kopf etc. durfte es in den Venetischen Tälern am Oberlauf der Etsch nicht mehr geben • Viele Namen sind einfach lautliche Veränderungen des deutschen Namens oder aber reine Erfindungen (z. B. Colle Isarco für Gossensaß, weil die Kirche auf einem Hügel – Colle – liebt, an dem die Eisack – Isarco – vorbeifließt)