Tirol und die Vorlande Unter Vorlande (Vorderösterreich) versteht man die Besitzungen der Habsburger im Westen des Reiches: in der Schweiz, in Schwaben und im Elsass (Sundgau). Im südlichen Elsass und in der nördlichen Schweiz liegt die Urheimat der Habsburger. Man spricht von den Stammlanden (im Westen). Zentrum war die Habsburg oder Habichtsburg. Mit der Burg in Verbindung steht Graf Rudolf IV. bekannt als deutscher König Rudolf I. (regiert 1273-1291). Allerdings bestand lange Zeit keine Verbindung zwischen diesen Stammlanden im Westen und den neuen Erblanden im Osten (Niederösterreich, Oberösterreich, Steiermark, Kärnten etc.) . Erst Herzog Rudolf IV. der Stifter konnte 1363 durch den Erwerb Tirols eine Brücke zwischen beiden Länderkomplexen schaffen. Im 14. Jahrhundert gingen die eigentlichen Stammlande in den Niederlagen von Morgarten 1315 und Sempach 1386 an die Eidgenossen verloren. Nach 1415 gehörten die Vorlande zur Tiroler Linie der Habsburger und wurden von Innsbruck aus regiert und verwaltet. Man sprach von „Tirol und den Vorlanden“. Erzherzog Sigmund der Münzreiche begann in den Jahren vor 1490 mit der Verpfändung bzw. dem Verkauf dieser Vorlande an die bayerischen Herzöge, da er in Geldnöten steckte. Kaiser Friedrich III. bzw. Kaiser Maximilian I. machten den Verkauf rückgängig. Im Westfälischen Frieden 1648 (Ende des Dreißigjährigen Krieges) fielen Teile der Vorlande an Frankreich. Nach dem Aussterben der zweiten Tiroler Linie der Habsburger im Jahre 1665 fielen die Vorlande endgültig an die Hauptlinie in Wien zurück. Immer wieder waren die Gebiete kriegerischen Auseinandersetzungen ausgeliefert: Pfälzischer Erbfolgekrieg, Spanischer Erbfolgekrieg. Die Bevölkerung verarmte stark, die Wirtschaft lag darnieder, große Anbauflächen waren verwüstet. Zahlreiche Bewohner konnten dazu bewogen werden, nach den Türkenkriegen in die Südostgebiete (heutiges Südosteuropa, etwa Rumänien) der Habsburger umzusiedeln. Ihre Nachfahren werden als Donauschwaben bezeichnet . Unter Maria Theresia erfolgte eine Aufwertung der Vorlande. Sie wurden 1752 völlig von Tirol getrennt und Wien unterstellt. Vorarlberg hingegen wurde von Tirol aus verwaltet. Im Frieden von Pressburg 1805 (endgültig 1815) kam das Ende Vorderösterreichs – Österreich musste seine gesamten südwestdeutschen Gebiete an Bayern, Baden und Württemberg abtreten.