Martin Luther und der Protestantismus Der deutsche Mönche Martin Luther trat gegen die damaligen Missstände in der katholischen Kirche auf, darunter etwa: • Nichtbeachtung des Zölibats (Ehelosigkeit der Geistlichen) • Nichteinhaltung des strikt geregelten Tagesablaufs in Klöstern • Starke Verweltlichung des Klerus • Verfall von Sitte und Moral • Ablasshandel (die Möglichkeit, durch Bezahlung mit Geld sich von seinen Sünden loszukaufen) Die katholische Kirche war sich dieser Missstände bewusst, tat aber lange kaum etwas dagegen. Im Jahre 1517 veröffentliche Luther seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel. Er sprach auch von der „Freiheit des Menschen“, was damals vor allem beim unterdrückten und ausgebeuteten Bauernstand auf fruchtbaren Boden fiel. Bergleute aus Sachsen brachten die neue Lehre des Mönchs nach Tirol, die hier gerne aufgenommen wurde. Die Habsburger als Tiroler Landesfürsten waren streng katholisch und verboten die Predigten von Anhängern Luthers und seine Schriften. Der neu erfundene Buchdruck stellte eine ganz wichtige Grundlage für die Verbreitung der Lehre Luthers dar. Luther wollte die katholische Kirche reformieren, jedoch keine neue Kirche gründen. Er berief sich nur auf die Heilige Schrift und nicht mehr auf kirchliche Überlieferung. Der Mensch müsse Gutes tun und damit Gott gefallen. Im Vordergrund sollten Beten, Fasten und Almosengeben stehen. Sowohl die katholische Kirche als auch die Habsburger und zahlreiche andere Fürsten bekämpften die Aussagen Luthers. Allerdings fand er in der breiten Bevölkerung und auch im Adel zahlreiche Anhänger. Luther verweigerte den Widerruf seiner Lehren auf dem Reichstag in Worms im Jahre 1521. Reformen forderten auch Ulrich Zwingli und Johannes Calvin in der Schweiz. Als eine Spaltung der katholischen Kirche drohte, wurden die Lutheraner im Augsburger Religionsfrieden 1555 reichsrechtlich anerkannt. Der jeweilige Landesfürst durfte die Religion seiner Untertanen bestimmen. Es folgte eine Spaltung Deutschlands in einen protestantischen und einen katholischen Teil. Im Konzil von Trient (1545-1563) beschließt die katholische Kirche im Zuge der Gegenreformation tiefgreifene Veränderungen. Friede kehrte jedoch noch nicht ein.