Die Entwicklung des Tourismus im 19. Jahrhundert
  Tirol ist heute ein 
  Fremdenverkehrsland, doch erst ab 
  1800 sind die Anfänge des 
  Sommertourismus zu sehen. Die 
  Berge galten früher als gefährlich, 
  die Wege und Straßen waren 
  schlecht, jederzeit konnten sich 
  Naturkatastrophen und 
  Schlechtwettereinbrüche ereignen. 
  Nur wer musste, der unternahm eine Reise über die Berge: Händler, Pilger, 
  Studenten, Diplomaten, Soldaten, Adelige und Künstler. Gereist wurde nur 
  bei Tag, wobei eine Tagesstrecke zu Fuß bzw. mit der Kutsche oder dem 
  Fuhrwerk rund 30-35 km betrug, bei steilen Strecken dementsprechend 
  weniger. Übernachtet wurde in Hospizen, Klöstern, Herbergen und 
  Gasthäusern.
  Die Reisenden nutzten die Täler und leicht begehbaren Übergänge, wie 
  etwa den Brenner- und den Reschenpass. Wer zu Fuß ging, der konnte auch 
  Höhenwege wählen, damit man sich mühselige Auf- und 
  Abstiege ersparte.
  Vor allem Engländer begannen sich im 19. Jahrhundert 
  für die Schönheit der Alpen zu interessieren, die Bergwelt 
  zu durchwandern und zu erklettern. Zahlreiche Dichter 
  wurden inspiriert und Maler fanden unzählige Motive für 
  Zeichnungen, Stiche und Gemälde. Darunter waren 
  Berggipfel, Gletscher, Seen u. a. Vor allem in den 
  Stadtbewohnern wurde so die Sehnsucht nach der 
  Gebirgswelt geweckt. Erholungssuchende entdeckten die 
  Alpenwelt. Von Bedeutung war zunächst nur der Sommertourismus.
  Mit dem Bekanntwerden von Heilquellen entstand das Kurwesen, wobei 
  vor allem Kurorte im südlichen Teil Tirols, etwa Meran, wegen ihrer 
  klimatischen Lage begünstigt waren. Ausschlagebend waren auch die 
  Höhenlage und die gute Luft.
  Der Bau der Eisenbahnlinien durch Tirol um ca. 1860 
  (Unterinntal-, Brenner-, Arlbergbahn und später 
  Mittenwaldbahn) bedeutete eine Revolution. Nun konnte 
  man viel schneller etwa von Deutschland nach Innsbruck 
  und weiter über den Brennerpass in den Süden gelangen. 
  Innerhalb weniger Jahre nahm der Tourismus zu, 
  zahlreiche Hotels entstanden. Einen wichtigen Impuls 
  setzte Kaiserin Elisabeth, die in Meran ihre Kuraufenthalte 
  verbrachte. Große Nobelhotels entstanden in den neuen 
  Fremdenverkehrsorten, sehr oft in der Nähe der Bahnhöfe. Für die breite 
  Bevölkerung gab es einfache "Sommerfrischen".
  Teilweise stand die bäuerliche Bevölkerung dem Tourismus negativ 
  gegenüber. Die Erstbesteigung des Montblanc in Frankreich, des höchsten 
  Bergs der Alpen, durch den Engländer Edward Kennedy im Jahre 1855, 
  leitete einen Ansturm auf die Alpengipfel ein. In nur sieben Jahren 
  erfolgten 70 Erstbesteigungen. Alpenvereine wurden gegründet, die Alpen 
  vermessen, Karten angefertigt, Literatur veröffentlicht, Wege angelegt und 
  Schutzhütten gebaut. Einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung des 
  Fremdenverkehrs brachte die Erfindung der Fotografie. Um 1860 
  entstanden erstmals Bilder in der freien Landschaft und Berichte in Büchern 
  und Zeitschriften konnten mit Fotografien versehen werden.
  Der Erste Weltkrieg (1914-1918) brachte einen starken Rückgang des 
  Fremdenverkehrs. Erst in den 1920er Jahren war ein neuerlicher 
  Aufschwung zu bemerken. Mit dem Bau verschiedener Personenseilbahnen 
  (erste Personenseilbahn Tirols in Kohlern bei Bozen - 1908) war ein rasches 
  Ansteigen des Wintersports verbunden. Als frühe Zentren können St. Anton 
  und St. Christoph am Arlberg, Seefeld, Kitzbühel und 
  Cortina d'Ampezzo genannt werden, wo solche 
  Aufstiegshilfen entstanden. Die Ursprünge des alpinen 
  Skilaufs sind um 1900 anzusetzen.
  Einen weiteren Einbruch bedeutete der Zweite 
  Weltkrieg. Danach ging es rasch aufwärts und sowohl 
  Sommer- als auch Wintertourismus wurden ab den 
  1970er Jahren eine Massenphänomen. Zahlreiche 
  ehemalige Bauerndörfer erfuhren die Umgestaltung zu 
  Tourismuszentren mit zahlreichen Vor- und Nachteilen. 
  Als Beispiele können hier Galtür, Sölden im Ötztal, Orte 
  am Achensee etc. angeführt werden. 
 
 
 
 
    Das 19. Jahrhundert
    im Überblick
   Entwickung des Tourismus