Erzherzog Ferdinand II. und Philippine Welser
(Standardtext)
Erzherzog Ferdinand II. wurde als Sohn Kaiser Ferdinands I. in Linz geboren,
wuchs jedoch in der Innsbrucker Hofburg auf. Einige Jahre als Jugendlicher
verbrachte er mit seinem Vater in Prag, wo er dann kaiserlicher Statthalter
wurde. Schon dort, aber auch später als Tiroler Landesfürst in Innsbruck,
führte er ein luxuriöses Leben nach italienischem Vorbild. Er ließ neue
Hofbauten und Tiergärten anlegen, bevorzugte rauschende Feste, Jagden
sowie Tafelfreuden und lud gerne Gäste ein.
Für den Erzherzog spielte die katholische Religion eine
ganz bedeutende Rolle. Er unterstützte zur Festigung
des katholischen Glaubens die Jesuiten und förderte
die Gründung von Klöstern. Als strenggläubiger
Katholik ging er erbarmungslos gegen die Protestanten
und Wiedertäufer vor. Wer nicht katholisch war, der
musste auswandern oder wurde schwer bestraft.
Auf standesgemäße Heiratsvorschläge seines Vaters ging er nicht ein.
Irgendwann lernte er die hübsche Augsburger Bürgerstochter Philippine
Welser kennen, verliebte sich in sie und heiratete sie geheim. Die nicht
adelige Herkunft Philippines bedeutete, dass es keine standesgemäße Ehe
war, eine sogenannte morganatische Ehe. Die Kinder waren auch nicht
erbberechtigt.
Die Ehe wurde vor seinem Vater zwei Jahre und vor der Öffentlichkeit
neunzehn Jahre geheimgehalten. Die Welser waren durch Leinenweberei
und Handel reich geworden und ahmten das Leben des Adels nach. Eine
wichtige Rolle in der Beziehung zwischen Philippine und dem Erzherzog
spielte Philippines Tante Katharina von Loxan.
Die Beziehung zwischen Ferdinand und seiner Gattin soll sehr innig gewesen
sein. Philippine schenkte den Söhnen Andreas und Karl das Leben. Jeweils
nach der Geburt wurden die beiden Knaben als Findelkinder vor die
Schlosstüre gelegt. Einem alten römischen Brauch zufolge erwarb derjenige,
der ein ausgesetztes Neugeborenes aufnahm, die Vaterschaft über das Kind.
Philippine durfte nicht in der Hofburg wohnen und Ferdinand ließ für sie
Schloss Ambras als prächtigen Renaissancepalast errichten. Dort wohnten
beide, dort empfingen ihre
Gäste und repräsentierten
sich standesgemäß. Im
Schloss fand Ferdinand
auch Platz für seine
Sammlungen (Rüstungen,
Waffen, Porträts, allerlei
Ungewöhnliches aus Natur
und Technik etc.). Er legte
dort eines der ersten
Museen Europas an.
Schloss Ambras war bekannt für Geselligkeiten wie Armbrustschießen,
Jagden, Gartenfeste, Weinfeste und vieles mehr.
Philippine war beim Volk sehr beliebt, half Armen, Kranken und
Bedürftigen. Auch der Tiroler Adel akzeptierte sie. Sie befasste sich mit
Arzneien, legte eine Apotheke an und schrieb Kochbücher sowie ein
Arzneibuch. Da damals sehr üppig gegessen wurde, traten häufig Magen-
und Darmkrankheiten auf. Philippine konnte mit der ein oder anderen
Medizin helfen.
Philippines Tod 1580 wurde nicht nur von ihrem Gatten, sondern auch von
der Bevölkerung tief betrauert. Sie liegt in der Silbernen Kapelle, einem
Anbau der Hofkirche, bestattet. Dort fand auch Erzherzog Ferdinand II.
1595 seine letzte Ruhestätte.
Zwei Jahre nach dem Tod seiner ersten Gattin heiratete der Erzherzog seine
sechzehnjährige Nichte Anna Katharina Gonzaga aus Mantua in Norditalien.
Sie schenkte drei Mädchen das Leben, trat jedoch nach dem Tod Ferdinands
in den Servitenorden ein und gründete etwa das Servitenkloster in der
Maria-Theresien-Straße in Innsbruck, wo sie mit einer Tochter bestattet ist.
Der Innsbrucker Hof wurde unter dem Erzherzog zu einem Zentrum von
Kunst und Kultur, dominiert von italienischem Einfluss. Das Geld für seinen
Lebensstil und seine Sammlungen kam vor allem durch den Bergbau, wobei
in erster Linie die Silber- und Kupfervorkommen in Schwaz und der
Salzabbau bei Hall zu nennen sind.
Es war eine Zeit des Friedens für Tirol. Allerdings schloss der Landesfürst
Tirol immer mehr ab, um es vor dem Protestantismus zu schützen. Durch
diese Isolation hatten Handel und Gewerbe schwer zu leiden.
Erzherzog Ferdinand II.
und Philippine Welser
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