Katholiken - Protestanten - Wiedertäufer
Martin Luther und der Protestantismus
Der deutsche Mönche Martin Luther trat gegen die
Missstände in der katholischen Kirche auf:
Nichtbeachtung des Zölibats, Nichteinhaltung des strikt
geregelten Tagesablaufs in Klöstern, starke
Verweltlichung des Klerus, Verfall von Sitte und Moral
etc. Vor allem jedoch prangerte Luther den
Ablasshandel an, die Möglichkeit, durch Bezahlung mit Geld sich von seinen
Sünden loszukaufen.
Die katholische Kirche war sich dieser Missstände bewusst, tat aber lange
kaum etwas dagegen. Luther sprach auch von der „Freiheit des Menschen“,
was damals vor allem beim unterdrückten und ausgebeuteten Bauernstand
auf fruchtbaren Boden fiel. Bergleute aus Sachsen brachten die neue Lehre
des Mönches nach Tirol, die hier gerne aufgenommen wurde. Die Tiroler
Landesfürsten waren als Habsburger streng katholisch und verboten die
Predigten von Anhängern Luthers und seine Schriften. Der neu erfundene
Buchdruck stellte eine ganz wichtige Grundlage für die Verbreitung der
Lehre Luthers dar.
Jakob Hutter und die Wiedertäufer
In diesen Zeiten des Tiefgangs der katholischen Kirche kam es zusätzlich zur
Lehre Luthers im Tiroler Unterinntal und im Pustertal zu
Erneuerungsbestrebungen durch die Gruppe der Wiedertäufer. Die Täufer
lehnten die Kindertaufe ab und führten die Erwachsentaufe durch, da ihrer
Meinung nach jeder Mensch sich für oder gegen den Glauben entscheiden
können sollte. Sie lebten in Gütergemeinschaften, es gab weder Armut noch
Reichtum. Da sie jede Obrigkeit ablehnten sowie keine Steuern und
Abgaben bezahlten, gelangten sie in Konflikt mit der geistlichen und
weltlichen Hierarchie.
Kaiser Ferdinand I. verbot diese Bewegung, da er auch die Gefahr eines
Umsturzes der bestehenden politischen und gesellschaftlichen Ordnung
fürchtete. Wer seinen Glauben nicht abschwören wollte, der wurde
eingesperrt und gefoltert, ja sogar hingerichtet. Allein in Rattenberg starben
77 Wiedertäufer, in ganz Tirol mehrere Hundert. Viele verließen jedoch Haus
und Hof und wählten ein Wanderleben.
Jakob Hutter aus St. Lorenzen im Pustertal wurde zum bedeutendsten
Anführer der Bewegung. Er flüchtete mit seinen Anhängern nach
Südmähren, wo sie ihren Glauben einige Zeit in Ruhe ausüben konnten. Im
17. Jahrhundert zogen die „Hutterischen Brüder“ weiter nach Ungarn, dann
nach Russland, im 19. Jahrhundert schließlich nach Kanada und in die USA,
wo sie noch heute leben. Als Huter jedoch nochmals nach Tirol
zurückkehrte, wurde er in Klausen gefasst und 1536
in Innsbruck vor dem Goldenen Dachl verbrannt.
Das Konzil von Trient
Als Antwort auf die Missstände in der katholischen
Kirche, auf die Reformationsbestrebungen Luthers,
der Wiedertäufer und anderer Religionsführer sowie
auf die Unruhen unter der Bevölkerung im Reich
berief der Papst das Konzil von Trient ein (1545-
1563). In drei Sitzungsperioden fanden unter dem
Vorsitz von drei Päpsten 25 Sitzungen statt. Die Stadt
Trient gehörte zum Heiligen Römischen Reich, war
jedoch mehrheitlich italienisch und von Italien aus
gut erreichbar.
Die Protestanten konnten große Erfolge erzielen. Kaiser Karl V. musste
nachgeben und Zugeständnisse machen. So etwa erlaubte er, dass die
jeweiligen Fürsten über die Religion ihrer Untertanen bestimmten durften.
Eine Glaubensspaltung war nicht mehr zu verhindern. Beschlossen wurden
zahlreiche Änderungen, die das innerkirchliche Leben des Klerus betrafen.
Darunter waren ein neues Ämter- und Weiherecht, eine Neuregelung der
Priesterausbildung, die Anwesenheitspflicht der Bischöfe an ihren
Residenzorten, die regelmäßige Durchführung von Synoden und
Visitationen, die Pflicht für die Geistlichen zur gewissenhaften Führung von
Tauf-, Trauungs- und Sterbevermerken, die Einhaltung des Zölibats u. a.
Die Jesuiten in Innsbruck – Petrus Canisius
Die Reformen des Konzils von Trient mussten mit Nachdruck umgesetzt
werden. Dazu bediente sich der Papst auch des neu gegründeten Ordens
der Jesuiten, der Gesellschaft Jesu. Dessen Gründer Ignatius von Loyola,
ein spanischer Offizier, wurde im Kampf schwer verwundet, zog sich in die
Einsamkeit zurück und hatte Visionen. Die Jesuiten waren maßgeblich an
der Verbreitung und Durchsetzung der Gegenreformation beteiligt.
Petrus Canisius, ein gebürtiger Niederländer, trat dem neuen Orden bei,
verbrachte einige Zeit in Rom und gelangte dann nach Deutschland. Auf
Einladung Kaiser Ferdinands I. gründete er in Innsbruck ein Jesuitenkolleg,
eines der ersten auf deutschsprachigem Boden. Unter Erzherzog Ferdinand
II. wurde er Hofprediger in Innsbruck. Der Erzherzog war wie sein Vater
streng katholisch und verlangte, dass in Tirol jeder Einwohner katholisch
sein oder auswandern müsse. In den ehemaligen Gebäuden des
Kollegs ist heute die Theologische Fakultät der Universität
Innsbruck untergebracht. Die Jesuiten gründeten in Innsbruck
und in Hall je ein Gymnasium zur Ausbildung der männlichen
Jugend. Auch an der Gründung der Universität in Innsbruck
waren sie maßgeblich beteiligt. Weiters besaßen sie das
Privileg, die Beichtväter des Adels zu sein.
Ein Bild von Petrus Canisius befindet sich auf dem rechten
vorderen Seitenaltar in der Jesuitenkirche. Das Canisiusbrünnl
und der Canisius-Weg oberhalb von Rum östlich von Innsbruck erinnern
ebenfalls an ihn, wie auch das Canisianum im Innsbrucker Stadtteil Saggen,
ein internationales Priesterseminar.
Erzherzog Ferdinand II.
und Philippine Welser
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