Kanzler Wilhelm Bienner Der Jurist Dr. Wilhelm Bienner stammte aus Schwaben, begann in der Innsbrucker Regierung seine Laufbahn und arbeitete sich aufgrund seiner Fähigkeiten bis zum Kanzler empor. Er galt als fleißig, pünktlich und pflichtbewusst. Das waren Eigenschaften, die bei seinen Untergebenen großteils nicht eingehalten wurden. Durch seine häufigen Zurechtweisungen, persönlichen Angriffe und seinen verletzenden Spott machte er sich viele Feinde. Nicht selten soll er auch handgreiflich geworden sein. Dazu kamen Neid und Missgunst seiner Gegner. Außerdem galt er als unbestechlich, was damals eher selten war. Über viele Jahre genoss Bienner das Vertrauen der Regentin Claudia de' Medici. Er konnte entscheidende Reformen im Behördenwesen durchsetzen und Schlamperei und mangelnden Fleiß eindämmen. Als Wohnsitz wählte er Schloss Büchsenhausen im heutigen Innsbrucker Stadtteil St. Nikolaus. Mit der Übergabe der Regierung durch Claudia de' Medici an ihren älteren Sohn Erzherzog Ferdinand Karl begann der Glanz Bienners zu verblassen. Der Erzherzog war negativ gegen ihn gestimmt und bereitete seinen Untergang vor. Nach dem Tod Claudias konnten seine Gegner offen gegen den Kanzler vorgehen. Sie warfen ihm zweifelhafte Reiseabrechnungen, Steuerhinterziehung, Zollvergehen u. a. vor. Bienner wurde verhaftet und auf die Festung Rattenberg gebracht. Die Verhöre dort dauerten über ein halbes Jahr und wurden in italienischer Sprache geführt, der Sprache des Innsbrucker Hofes. Obwohl er alle wichtigen Anschuldigungen widerlegen konnte, wurde er zum Tode verurteilt und 1651 in Rattenberg enthauptet. Es war ein Schauprozess, dessen Ergebnis schon von vornherein feststand. Bienner musste sich auf einen Stuhl setzen und ihm wurden die Augen verbunden. Da sprang ein Scharfrichter aus dem Hintergrund hervor und schlug Bienners Kopf mit dem Schwert ab. Auch seine zum Gebet erhobenen Hände wurden vom Körper abgetrennt. Ein paar Stunden nach seiner Hinrichtung erschien ein Reiter aus Innsbruck. Angeblich hatte den Landesfürsten das Gewissen geplagt und er hatte die Hinrichtung aufschieben lassen. Doch es war schon zu spät. Der Sage nach soll Bienners Witwe verrückt geworden sein und sich von der Martinswand gestürzt haben. Seither soll das "Bienner-Weibele" in Schloss Büchsenhausen umgehen, wenn ein Mitglied der jeweilien Besitzerfamilie dem Tod nahe ist.