Erzherzog Ferdinand II. und Philippine Welser (Basistext) Hallo, mein Name ist Tomele. Ich bin Hofzwerg auf Schloss Ambras bei Innsbruck und muss die adelige Gesellschaft mit Witzen, Purzelbäumen, Tanz und anderen Unterhaltungen zum Lachen bringen. Heute möchte ich dir über meinen Herrn Erzherzog Ferdinand II. erzählen. Erzherzog Ferdinand II., ein Sohn von Kaiser Ferdinand I., ist in der Hofburg in Innsbruck aufgewachsen. Er führt ein luxuriöses Leben nach italienischem Vorbild. So besitzt er Tiergärten mit exotischen Tieren und einheimischem Wild. Auch mehrere Schlösser gehören ihm. Er nimmt gerne an Jagden und großen Festen teil. Mein Erzherzog ist streng katholisch. Er verlangt, dass alle Tiroler katholisch sein müssen. Wer nicht katholisch sein will, der muss auswandern oder wird schwer bestraft. Auf ihn geht auch die Erste Tiroler Schulordnung zurück. Sein Lebenswandel und seine großen Sammlungen benötigen sehr viel Geld. Mein Herr hat in Schloss Ambras ein großes Museum mit Rüstungen, Waffen, Porträts, Handschriften, Büchern etc. angelegt. Nun muss ich dir noch einiges über seine hübsche erste Gattin erzählen, die auch seine große Liebe war. Inzwischen ist sie leider verstorben. Es handelt sich um die Augsburger Bürgerstochter Philippine Welser. Sie war aber nicht von adeliger Geburt. Deshalb war die Ehe nicht standesgemäß und wurde geheim geschlossen. Die zwei Söhne Andreas und Karl sind nicht erbberechtigt. Jeweils kurz nach der Geburt wurden die beiden Knaben als Findelkinder vor die Schlosstüre gelegt. Einem alten Brauch nach erwarb derjenige, der ein ausgesetztes Neugeborenes aufnahm, die Vaterschaft über das Kind. Das war natürlich der Erzherzog. Philippine war bei uns im einfachen Volk sehr beliebt. Sie half Armen und Kranken. Sehr gerne beschäftigte sie sich mit Arzneimitteln und legte eine Apotheke an. Sie schrieb ein Arzneibuch sowie Kochbücher. Du kannst dir vorstellen, dass bei den großen Festen auf Schloss Ambras sehr viele Speisen aufgetragen wurden, was dann oft zu Magen- und Darmkrankheiten führte. Philippine kannte die ein oder andere Medizin gegen Verdauungsprobleme. Sie konnte vielen Menschen helfen, doch sie selbst wurde leider sehr kränklich und schwach. Da meine Herrin nicht in der Innsbrucker Hofburg wohnen durfte, hat ihr Gatte für sie das prächtige Schloss Ambras nahe Innsbruck erbauen lassen. Dort wohnten beide. Sie empfingen gerne Gäste und gingen Vergnügungen nach: Jagden, Reitausflügen, Gartenfesten, Weinfesten etc. Philippines Tod wurde nicht nur von ihrem Gatten, sondern auch von uns allen tief betrauert. Bestattet liegt sie in der Silbernen Kapelle in Innsbruck, einem Anbau der Hofkirche. Auch Erzherzog Ferdinand wird nach seinem Tod dort bestattet sein. Ferdinand hat noch einmal geheiratet, seine sechzehnjährige Nichte Anna Katharina Gonzaga. Sie hat drei Mädchen das Leben geschenkt. So, jetzt hast du einiges über meinen Landesfürsten und seine zwei Ehefrauen erfahren. Danke für das Lesen. Sehr interessant, nicht?

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